„Wohnen im Park?“ Oder eher: „Wohnen ohne Park!“

Die Vermarkter des Baugebietes „Erlehe“ auf dem Gelände das früher als Gärtnerei Kayser und Seibert sehr gut bekannt war, hatten die clevere Marketing-Idee, die Bauplätze als „Wohnen im Park“ anzupreisen. Mit der Gemeinde Roßdorf wurde ein städtebaulicher Vertrag geschlossen, beim Landkreis ein Bebauungsplan eingereicht und genehmigt, der auf dem Gelände sehr viele geschützte, denkmalgeschützte und nachzupflanzende Bäume vorschrieb. Wie differenziert die Grünen begründeten, warum wir trotzdem das Baugebiet ablehnten, kann man auf unserer Homepage im Artikel vom 10.12.13 mit dem Suchwort „Erlehe“ finden.

Schon während der Bauphase sahen wir, dass einige Bäume fehlten. Optimisten dachten, dass da mal ein Bagger falsch gefahren sei.

Im Juli 2018 als das Baugebiet zu drei Viertel bebaut war, machten wir eine Ortsbegehung. Die Pläne sind ja öffentlich, jeder kann sie mit etwas Suchgeschick auf der Homepage der Gemeinde Roßdorf finden. Und wir suchten die Bäume vor Ort.

Was wir fanden, übertraf unsere schlimmsten Befürchtungen. Wir fanden mehrere geschützte Bäume, von denen nur noch Stümpfe da sind. Oder wo die Wurzelstöcke unter hingeworfenem Schotter verschüttet sind, damit man sie nicht auf den ersten Blick sieht. Einen dicken gesunden Baum mit 120 Zentimeter Durchmesser, also einem Stammumfang von 3,6 Metern, fährt kein Bagger um, der wurde fachmännisch gefällt. Offensichtlich wurden die Auflagen des Bebauungsplans systematisch ignoriert, was den Schutz der baugebietsprägenden Bäume betrifft.

„Von einem Park kann keine Rede mehr sein.“ 

Das hörten wir von neuen Anwohnern, die sich geprellt fühlten. Denn sie haben für das „Wohnen im Park“ viel Geld bezahlt.

In der Politik sind Gefühle wichtig und viel zu selten, aber es zählen eben die Fakten. Deshalb liegt dem Gemeindevorstand eine Grüne Anfrage mit 15 detaillierten Fragen vor, die bei der nächsten Sitzung der Gemeindevertretung beantwortet werden soll.

Eine der wichtigsten Fragen davon:

Wie werden die Baumfäller dazu gezwungen, richtig gute Ersatzpflanzungen vorzunehmen? Was kostet das?

 Ein Bild, das uns emotional am meisten geschockt hat zeigen wir hier. Es ist der Rest von einem der riesigen „Alleebäume“ mit 80 Zentimeter Durchmesser, also 2,4 Meter Stammumfang. Er wurde schon vor einem Jahr gefällt. Heute liegen da Stahlträger drauf. Das schadet dem toten Baum auch nicht mehr. Aber es zeigt, wie achtlos hier mit der Natur umgegangen worden ist. Eine Samstag-früh-Aktion sei die Fällung gewesen, wurde uns berichtet. Auch das hinterfragen wir natürlich.

Wir hoffen, dass unsere Anfrage mit dazu beiträgt, den wahrscheinlichen Verstoß gegen Verträge, Auflagen und unterschriebene Planungen nicht ungestraft durchkommen zu lassen.

Denn wegschauen heißt zustimmen Wer Rechtsbruch begeht, muss von den dafür vorhandenen Institutionen zur Rechenschaft gezogen werden, wenn möglich eine saftige Strafe kriegen und den Schaden wieder gut machen. Es darf nicht sein, dass es billiger ist einen alten Baum zu fällen als für den Erhalt zu sorgen. Einen hundert Jahre alten Baum kann man natürlich nicht nachpflanzen. Aber einen 25 Jahre alten. Der kostet dann was.

Für die Grünen: Frieder Kaufmann

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