Neuer Bauhof im alten Tobaccoland
Auf Antrag der Grünen wird das Gebäude bei der Energieeinsparung auf Vordermann gebracht
Nach nur knapp 6 Wochen Diskussionszeit hat das Parlament am 11.12.08 einstimmig beschlossen, das alte „Tobaccoland“ im Industriegebiet zu kaufen, umzubauen und als neuen zentralen Bauhof zu nutzen. Erst als auf unseren Antrag auch die Energieeinsparende Sanierung des 35 Jahre alten Gebäudes beschlossen war, konnten wir dieser Investition zustimmen, die alles in allem 2,8 Millionen Euro kosten wird.
Dass der Rossdörfer Bauhof dringend mehr Platz braucht, aber Um- und Anbauten am jetzigen Standort heraus geworfenes Geld wären, haben auch wir so gesehen.
Schon in der Novembersitzung hätten die Gemeindevertreterinnen nur auf der Basis eines DIN A 4-Blattes der Gemeinde dieser Großinvestition zustimmen sollen. Beratungszeit: 2 Tage!!! Auf unseren Antrag hin wurde die Beratung um vier Wochen verschoben und die Zeit genutzt, eine Ortsbesichtigung durchzuführen. Mit fast 20 Fragen, die wir zum Themenkomplex gestellt haben, konnten wir die fehlenden Informationen einholen. Das war zwar viel Arbeit für uns und die Gemeindeverwaltung, aber es war mehr als nötig.
Vor allem die Ortsbesichtigung, die wir gefordert hatten, brachte zu Tage, dass dieses vermeintliche Schnäppchen nur zweite Wahl gegenüber einem Bauhofneubau ist. Was ein Neubau alternativ zum Kauf der „Tobaccoland“-Liegenschaft kosten würde, konnte uns niemand zweifelsfrei darstellen. Planungen aus 2002 und Schätzungen des Bauamts liefen auf Kosten zwischen 2,5 und 3,5 Millionen Euro hinaus – nur für das Gebäude, auf dem gemeindeeigenen Gelände im Industriegebiet. Da liegt der Preis des „Tobaccolands“ inklusive Gelände deutlich darunter.
Knackpunkt blieb für uns, dass die Gemeinde sich bei der Nutzung eines Altbaus nicht um die Energieeinspargesetzgebung herummogelt, sondern mit gutem Beispiel voran geht. Das Gebäude muss auf den Stand der Technik gebracht werden. Es müssen die Dämmung der Außenwände, der Dächer von Büro- und Werkstattgebäude angebracht werden. Unglaubliche 46.000 Liter Heizöl hatte Tobacco im Jahr in die Luft geblasen, um Zigaretten trocken und warm zu lagern. Auch wenn ein Bauhof solche astronomischen Werte nicht erreichen würde, muss die Gemeinde gültige Gesetze einhalten und Energie einsparen. Wir sind froh, dass die Mehrheit unseren Argumenten gefolgt ist.
Wir haben eine Reihe von weiteren Vorschlägen gemacht die durch die Ortsbesichtigung und die internen Beratungen trotz der äußerst knappen Zeit gesammelt und festgehalten wurden.
- Alle absehbaren Folgemaßnahmen sollen JETZT bilanziert, getätigt und in die Kaufsumme eingerechnet werden. Wir haben eine Aufstellung der Folgekosten verlangt und von der Bürgermeisterin auch bekommen. 250.000 € sind darin vorgesehen. Die Summe ist geplant für: Die Umzugskosten, neue Rolltore, den Abriss alter Zwischenwände und den Einbau neuer, Kosten der Baugenehmigung, Ölabscheider bis zum Brandschutz an einem Schweißplatz. Auf die Einhaltung der veranschlagten Kosten werden wir sehr genau achten
- Brandschutz: Mit den zuständigen Brandschutzstellen muss die neue Nutzung durchgesprochen werden um böse Überraschungen zu vermeiden.
- Altlasten: Falls trotz gegenteiliger Auskunft des Verkäufers Asbestsanierungen nötig werden sollten, (in den 70’er Jahren wurde noch viel Asbest beim Bau verwendet) muss der Vorbesitzer die Kosten tragen. Dies müsste vertraglich für die nächsten 5-10 Jahre vereinbart werden.
- Die bisherigen fünf Außenstellen des Bauhofs müssen für Bauhofzwecke vollständig aufgegeben und wenn möglich verkauft werden. Das spart Miete, Wegezeiten und Aufwand. Hier waren sich alle im Parlament einig.
- Das Obergeschoß im Bürogebäude des Tobaccolands wird Gemeindezwecke nicht gebraucht. Das zeigte sich bei der Ortsbesichtigung. Für Büronutzung, also Vermietung, ist es gut geeignet, für Wohnzwecke überhaupt nicht. Wenn es nicht zum Gesamtobjekt gehören würde, hätte die Gemeinde sicher keinen Cent ausgegeben, um als Vermieter von Büroraum aufzutreten.
- Ein zweites Grundstück, das mitgekauft wird, könnte zukünftig als Wertstoffsammelstelle der Gemeinde umgenutzt werden. Die Kosten für die Erschließung dieses Areals von der Landesstraße oder von dem durch einen Acker getrennten und 50 Meter entfernten Feldweg müssten ermittelt und in den Kaufpreis einbezogen werden.
- Die Vereine: Großes Kopfnicken gab es bei allen Fraktionen als wir vorgeschlagen haben, in den nächsten Jahren erst einmal den Bauhof im neuen Gelände richtig einziehen zu lassen, und nicht schon jetzt den Vereinen Tor und Tür zu öffnen. Leider ist das bei der Ankündigung der Dezember-Sitzung im Blättchen schon geschehen. Wir halten es für völlig unsinnig, jetzt schon Hoffnungen und Erwartungen zu wecken. Wenn in 3 Jahren immer noch mehr Platz in den Regalen ist als der Bauhof selbst braucht, kann man natürlich darüber nachdenken.
Fazit:
Wir Grüne haben uns mit der Entscheidung für den Kauf des alten Tobaccolands als „neuem“ Bauhof sehr schwer getan. Ohne uns hätte es keine gründliche und ernsthafte Debatte aller damit verbundenen Themen gegeben, sondern die SPD-Mehrheit hätte binnen zwei Tagen schon im November den Kauf durchs Parlament gebracht. Der Entscheidungsprozeß war wahnsinnig schnell, weil wir von Anfang November bis Mitte Dezember eine Entscheidung in einer Tragweite von mehr als 2,5 Mio. fällen mussten. Als ehrenamtliche Gemeindevertreter haben wir GRÜNE uns intensiv mit allen Aspekten befasst. Aufgabe der Opposition ist es solche Vorhaben kritisch zu begleiten und den Dingen auf den Grund zu gehen. Das haben wir getan.
Erst als das Umweltthema „Energie“ zufrieden stellend gelöst war, haben wir zustimmen können.
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