Die sicher unparteiische „Hessen Agentur“ vergleicht jährlich die Entwicklung der Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Jahr 2000. Da erreicht Roßdorf 2019 einen Indexwert von 105, also eine höhere Quote von Arbeitslosen als im Jahr 2000. Der Landkreis erreicht einen Index von 94 und gesamt Hessen von 70, also eine Senkung im Verhältnis zu 2000 (Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit (2020), Berechnungen der Hessen Agentur). Es gibt also durchaus Handlungsbedarf, aber auch sehr verschiedene Lösungsansätze.
Am „Tag der Arbeit“ denken viele Menschen eben nicht an den Broterwerb, sondern an Bollerwagen Touren mit Kind und Kegel und andere Aktionen im schönen Frühjahrswetter. Andere gehen zu Demonstrationen, dieses Jahr unter dem Motto „Solidarität ist Zukunft“. Zurück geht diese Tradition auf Streiks 1886 in Amerika, bei denen die Arbeiter um den 8 Stunden Tag kämpften. Der 1. Mai ist seit 1890 ein Feiertag.
Die Arbeitswelt hat sich gewandelt. Die Arbeitnehmer Rechte wurden gestärkt, einzelne Berufsbilder haben sich verändert, ganz neue Berufszweigen sind entstanden.
Zunehmende Technisierung und Digitalisierung stellen den Arbeitsmarkt und somit jede/n Einzelne/n vor neue Herausforderungen.
Im neuen Grundsatzprogramm der GRÜNEN hat die Partei sich mit diesen Herausforderung auseinandergesetzt (gruene.de/grundsatzprogramm)
Wichtig ist für uns, dass Arbeit neben der Existenzsicherung auch sinnstiftend ist. Hier pflegt der Mensch Kontakte und kann sich selbst anders erfahren als zum Beispiel im familiären Kontext. Gleichzeitig stehen wir dafür ein, Haus-, Sorge- und ehrenamtliche Arbeit aufzuwerten. Diese Bereiche sollen die gleiche Anerkennung erhalten wie Erwerbsarbeit.
Was aber ist mit den Menschen die keine Erwerbsarbeit haben? Wir GRÜNEN möchten Chancen und Perspektiven für die Teilhabe von langzeitarbeitslose Menschen stärken. Denn die schwarz-gelbe Bundesregierung hat 2010-2013 das Budget für „Leistungen zur Eingliederung in der Arbeit“ drastisch gekürzt. Nur noch jede/r elfte ALG II Empfänger/in wird mit arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gefördert.
Dabei wäre es so wichtig langzeitarbeitslosen Menschen eine echte Perspektive auf Arbeit zu geben.
Ohne sinnstiftende Tätigkeit ist die Teilhabe an unserer Gesellschaft kaum möglich. Dies ist nicht nur ein Problem für einzelne und deren Familien, sondern für unser (politisches) Zusammenleben.
In der Studie „Unerhört! Langzeitarbeitslose Nichtwähler melden sich zu Wort“ von 2019 berichteten langzeitarbeitslose Nichtwähler davon, dass ihre Interessen in der Politik keine Beachtung finden, von Gesundheitsproblemen und Stigmatisierung. Besonders hart trifft es Alleinerziehende.
Wenn Politik diesen Menschen helfen will und sie auch wieder am demokratischen Prozess beteiligen möchte, ist es wichtig adäquate Hilfen für den Wiedereinstieg ins Arbeitsleben zu schaffen, neue Wege der Integration zu gehen und vor allen Dingen daran zu arbeiten, das Negative gesellschaftliche Bild auf arbeitslose Menschen zu verändern.
Auch unsere Gemeinde kann einen Beitrag leisten. Das TeilhabeChancenGesetz bietet Arbeitgebern einen mehrere Jahre andauernden finanziellen Zuschuss zum Lohn einer langzeitarbeitslosen Person.
Dies kann ein Weg sein, wie unsere Gemeinde einem oder mehreren Menschen Perspektiven auf einen nachhaltigen Wiedereinstieg bieten kann. Wir sind sicher, hier auf offene Türen in der Verwaltung zu stoßen. Wir alle und im speziellen die Mitarbeiter:innen der Verwaltung sollten auf einen respektvollen Umgang mit Menschen ohne Erwerbsarbeit achten. In den allermeisten Fällen ist diese Situation keine selbstgewählte und mit vielen Einschränkungen verbunden. „Solidarität ist Zukunft“ – dieses Motto gilt auch hier. Wir alle können dabei helfen, unsere Gesellschaft lebenswerter zu machen.
Für die Grünen: Katharina Fröhlich mit dem Redaktionsteam
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