Gelbbauchunke und Wechselkröte leben seit Jahrzehnten in Roßdorf, da wo sonst niemand hin darf. Am Grund des 110 Meter tiefen Steinbruchs der OHI/MHI. In Europa gibt es nur ganz wenige Vorkommen der streng geschützten Art. In Roßdorf haben sie eine Nische gefunden. Aber die wird bald verfüllt. „Rossdorf müsste sich über diese sehr seltenen Tiere freuen, die aber bei der Verfüllung des Steinbruchs sicher aussterben werden“
Wer erkennt 23 Kröten auf einem Quadratmeter? Aus dem Roßdörfer Steinbruch
So sieht es der in Roßdorf verwurzelte Verein Naturpfad. Er hat sich an Parteien, Behörden, Verbände, mit der Bitte um Unterstützung gewendet, Die Grünen haben als einzige Partei das Anliegen des Vereins ernst genommen.
Auf Wunsch der Grünen gab es einen „Anhörungstermin“ am 8.8.17 in Hanau bei der MHI
Der Verein befürchtet dass Gelbbauchunken und Wechselkröten bei einer Verfüllung des Steinbruchs aus der Ökonische gerissen und stark bedroht sind, obwohl das Europarecht strikt verbietet, den Lebensraum dieser in Europa einzigartigen Tiere auszulöschen. Der Anhörungstermin brachte viel Klarheit.
Die OHI/MDI hat die Teilverfüllung des derzeitigen Steinbruchs vom zuständigen Bergamt beim Regierungspräsidium genehmigt bekommen. Mit vielen Auflagen. Darunter auch der, dass beim Auffüllen den im sehr unwirtlichen tiefsten Teil des 110 Meter tiefen Kessels prächtig gedeihenden Amphibien ein langsamer Aufstieg 80 Meter höher mit immer neuen Laichgewässern ermöglicht wird.
Der Prozess wird mindestens dreißig Jahre dauern.
Dies muss regelmäßig, alle drei Jahre durch externe Gutachter und die Umweltbehörde des Landkreises überprüft werden. Die Wichtigste Erkenntnis aus dem Erörterungstermin::
Den Amphibien wird durch Baumaßnahmen der MHI immer ein geeignetes Laichgewässer zur Verfügung gestellt werden, das auch fachmännisch angelegt und mehrere Jahre zur Verfügung steht. Und: Die Verfüllung geht erst dann weiter, wenn die Gelbbauchunken und Wechselkröten die neuen Gewässer erfolgreich angenommen haben, sich also fortpflanzen konnten. Das wird von der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises überprüft und ist Teil der ökologischen Begleitüberprüfung, die im Genehmigungsbescheid zwingend vorgeschrieben ist.
Soweit die Sachlage. Emotional ging es beim Termin schon etwas heftiger her.
Der Verein legte äußerst ausdrucksstarke Bilder der im Steinbruch lebenden Amphibien vor, genau einen Tag vorher geschossen. Und warf den Genehmigungsbehörden vor, geschlafen zu haben. Die Grünen haben nach einer zweieinhalbstündigen heftigen Diskussion den entscheidenden Vorschlag gemacht:
„Der Verein hat neue Erkenntnisse über die zu schützenden Tiere klar dokumentiert, die MHI ist durch den Genehmigungsbescheid gezwungen aber auch bereit die Tierschutzauflagen den Gesetzen entsprechend einzuhalten, die anwesende Genehmigungsbehörde kennt durch den heutigen Termin auch die neuen Fakten, Betreiber und Behörde müssen jetzt handeln.“
So wird es auch kommen. Ein Vor-Ort-Termin noch im August wurde vereinbart. „Eigentlich war Ihr Fototermin gestern Hausfriedensbruch, denn dort ist jeder Zutritt verboten“ stellte der MHI Vertreter Dr. Aretz fest. „Aber wir nehmen Ihr Anliegen ernst“. Und genehmigte dem Verein den künftigen Zutritt. Allerdings mit Info über Kommen und Gehen, sowie entsprechender Schutzausrüstung. Schließlich ist der künstliche Talkessel nach Ansicht der Genehmigungsbehörde einsturzgefährdet.
Was die Gelbbauchunken und Wechselkröten von dem über Jahrzehnte angelegten Umzug halten, weiß keiner. Aber Grüne Umweltpolitik bringt auch sehr verschieden strukturierte Interessenvertreter an einen Tisch und macht Lösungsvorschläge.
Die Natur denkt nicht in Jahren, nicht einmal in Jahrzehnten. Das müssen die Menschen beim Eingriff in Naturkreisläufe bedenken und beachten.
Wenn man der Natur genügend Zeit und Ausweichmöglichkeiten gibt haben auch sehr seltene Arten echte Überlebenschancen.
Für die Grünen: Frieder Kaufmann
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