Neubaugebiet „Erlehe“ – Scheitern eines goldenen Mittelwegs
Mit der Vorlage eines neuen Bebauungsvorschlages für das heutige Gärtnereigelände Kayser + Seibert in der kommenden Sitzung der Gemeindevertretung steuert die für zwei Jahre ausgesetzte Planung für das neue Baugebietes auf ein Ende zu. Der Vorschlag unter der ablenkenden Bezeichnung „Bebauungsplan Erlehe“ sieht erneut die Bebauung der heutigen Gärtnerei mit bis zu 30 zusätzlichen Wohneinheiten vor. Im Gegensatz zu der aufgegebenen Planung des Bauträgers Müller hat die Gemeinde nun die Planung für das Neubaugebiet selbst veranlasst und bezahlt und wird ohne zusätzlichen städtebaulichen Vertrag auch einen Teil der aufwändigen Erschließung tragen müssen. Der Plan soll nun in die Offenlage gehen, der im Verfahren letzte Schritt vor dem endgültigen Satzungsbeschluss. Die Rossdörfer Grünen nehmen die Vorlage zum Anlass, ihr Schweigen zu den bislang nicht-öffentlichen Verhandlungen der Bürgermeisterin Christel Sprößler mit den Grundstückseigentümern und einer Interessentengemeinschaft für ein generationsübergreifendes Behindertenwohn- und Arbeitsprojektprojekt zu brechen. Frau Sprößler hat mit Vorlage des neuen Bebauungsplans ohne Worte eingestanden, dass die mehr als ein Jahr lang dauernden intensiven Verhandlungsgespräche zwischen der Initiative und den Eigentümern gescheitert sind. Die anthroposophisch ausgerichtete Initiative besteht in der Mehrzahl aus Eltern von behinderten Jugendlichen, welche einen Ableger der Behinderteneinrichtung „Heidenmühle“ in Nieder-Klingen errichten wollten und dabei die auf dem Gärtnereigelände vorhandenen Wirtschaftsgebäude zu Wohnzwecken umnutzen wollte. Ziel der Initiative war, Teile des vorhandenen Gärtnereigeländes weiterhin zu nutzen, um zusammen mit behinderten Menschen Pflanzen zu ziehen und eine Sämerei zu betreiben. Neben den Wohngruppen für Behinderte sollten auch Wohnungen für nichtbehinderte Angehörige entstehen, um ein generationsübergreifendes und gemischtes Wohnen zu ermöglichen. Die Initiative hätte auch einige Gebäude errichten wollen, diese Bauvorhaben hätten jedoch nur einen Bruchteil der Fläche in Anspruch genommen, die nun nach dem Willen des Gemeindevorstandes mit Einfamilienhäusern und Doppelhäusern bebaut werden soll. Wie bei dem Vorbild-Projekt Heidenmühle waren die Direktvermarktung von eigenen Erzeugnissen und ein öffentliches Café sowie ein Raum für Kulturveranstaltungen Bestandteil des baulichen Konzeptes, d.h. das Gärtnereigelände Kayser + Seibert wäre gemeinnütziger Ort des Austausches geworden. Selbst die Finanzierung des Projektes durch die Initiative war bereits über Zusagen des Paritätischen Wohlfahrtverbandes untermauert, der finanzielle Rahmen für den Ankauf des Geländes jedoch klar begrenzt. Obwohl sowohl Frau Spößler als auch Landrat Jakoubek in die Verhandlungen eingebunden waren und die Grundstückseigentümer zu diesem Kompromiss gedrängt hatten, haben die Eigentümer sich letztlich gegen den Verkauf an ein Projekt „Heidenmühle in Roßdorf“ entschieden. Der nun vorgelegte Bebauungsplan der Gemeinde zeigt deutlich, dass die Eigentümer zu Recht auf den Druck der Gläubiger-Banken gesetzt haben, welche sich von der Gemeinde eine optimale Grundstückverwertung wünschen. Mehr Wohnbebauung ist mehr Profit – auf diese Weise löst Frau Sprößler zwar Gärtnereiprobleme, tut dies jedoch auf Kosten der Allgemeinheit. Gleichzeitig wird von Frau Spößler der seit vielen Jahren beschlossene Bebauungsplan Gundernhausen West mit 228 neuen Wohneinheiten nicht umgesetzt, weil angeblich für diese Bebauung kein Bedarf besteht. In der kommenden Sitzung der Gemeindevertretung soll beschlossen werden, den Gundernhäuser Bebauungsplan zu ändern und die Zahl der Wohneinheiten dort um 70 zu verringern. Es zeigt sich, dass für die Ausweisung des Baugebietes „Erlehe“ nicht die Wohnbedürfnisse der Bevölkerung ausschlaggebend sind, sondern die Verflechtungen innerhalb einer kleinen Gemeinde wie Roßdorf.
Die Rossdörfer Grünen haben sich seit Jahren gegen eine Bebauung des Riedsbachtales an dieser Stelle ausgesprochen. Wir hätten jedoch gerne dazu beigetragen, dass ein goldener Mittelweg zustande kommt. Wir haben deshalb respektvoll geschwiegen und die Verhandlungen nicht kommentiert, die eine Erfolgsstory für die seinerzeit neue Bürgermeisterin hätte werden können. Nun halten wir uns mit Kritik nicht weiter zurück. Es war eine einmalige Chance, für das Gärtnereigelände eine gemeinnützige Einrichtung zu gewinnen, welche die landschaftliche Eigenschaft des Riedsbachtals respektiert hätte. Schade, dass die Bürgermeisterin nicht genug Mut hatte, Gemeindevorstand, Parlament und Öffentlichkeit selbst zu diesen Vorgängen zu informieren. Es ist eine unangenehme Rolle für die Grünen, Vorgänge zu kommentieren, die von den betroffenen Grundstückseigentümern in Roßdorf als rufschädigend empfunden werden. Aber offenbar können wir nur auf diese Weise politische Diskussionen auslösen, die ansonsten unter den Teppich gekehrt werden.
Robert Ahrnt – Die Grünen Roßdorf / Gundernhausen
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